Eindringliche Lesung von Astrid Frank

 

„Unsichtbare Wunden“ – ein Roman über Mobbing

Die 13jährige Anna führt ein unbeschwertes Leben. Sie hat Freunde, geht gerne zur Schule, in ihrer Freizeit reitet sie auf ihrem Pferd Elrond und macht das, was Mädchen mit 13 eben so machen. Dann kommt Nina in ihre Klasse, und die Neue scheint sich zu Beginn gut einzuführen. Doch irgendetwas verändert sich, schleichend, aber stetig. Ein Jahr später ist für Anna nichts mehr wie es war. Ihre Freundinnen haben sich von ihr abgewendet, sie ist isoliert, hat einen Waschzwang entwickelt, weil alle angeblich angewidert „Pferd riechen“, wenn Anna in den Raum kommt. Sie weiß nicht, wohin mit ihrer Wut, sie erträgt das Schweigen der Klasse nicht, das Nichtstun der Lehrer, das Unverständnis der Erwachsenen allgemein.

Astrid Frank weiß, wovon sie schreibt. Ihr Sohn hat Mobbing am eigenen Leib erfahren. Seit 25 Jahren schreibt sie Kinder- und Jugendromane, 40 davon sind erschienen. Aber das Thema Mobbing liegt ihr besonders am Herzen. Mit dem Roman „Unsichtbare Wunden“ geht sie seit acht Jahren in Schulen, hält Workshops für Eltern, Lehrer, Schüler. Und an diesem Freitag war sie an unserer Schule zu Gast. In der Aula las sie den Schüler:innen des 9. Jahrgangs vor. Aber sie las nicht nur, sondern ihr gelang es immer wieder, die interessierten Zuhörer:innen einzubinden: Denn wer hat noch nie jemanden beleidigt? Wer wurde noch nie beleidigt? Aber auch diese Frage wurde gestellt: Wer hat schon mal jemanden verteidigt, der beleidigt wurde?

 

 

In einfacher, klarer Sprache zeigt Astrid Frank aus verschiedenen Perspektiven, wie Anna in die Mobbing-Spirale gerät und wie sie darin immer tiefer in Verzweiflung gerät. So erfährt man aus Annas Tagebuch, das ihr Vater irgendwann liest, wie alles gekommen ist: wie sich Ihre vermeintlich beste Freundin Manu von ihr abwendet, wie Nina, die Neue in der Klasse, immer mehr Wege findet, Anna vor den anderen bloßzustellen und sich das einst so beliebte Mädchen zu fragen beginnt, ob sie wirklich so „scheiße“ ist, wie die anderen sagen. Und allmählich richtet sich dann der Hass nicht mehr gegen die Mobber, sondern gegen sich selbst.

Hätte man Anna beschützen können? Nur noch Anton aus ihrer Klasse, der selber immer wieder Hänseleien und Sticheleien ausgesetzt ist, hält zu ihr. Das reicht nicht. Es wird immer schlimmer, und die, die wirklich helfen könnten, merken nichts, wollen nichts merken. Oder sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Ein starkes Buch. Nicht umsonst wurde es mit dem Bad Harzburger „Eselsohr“ ausgezeichnet, einem renommierten Jugendliteraturpreis. Und ein wichtiges, ein Herzensthema, und genau darum liest Astrid Frank eben nicht einfach nur vor, sondern sie will aufklären, zum Nachdenken anregen und Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern animieren, genauer hinzuschauen und hinzuhören. Darum bietet sie auch für alle Personenkreise Workshops zum Thema an. Auf Ihrer Website gibt es darüber hinaus wertvolle Tipps, wie man mit Mobbing umgehen sollte.

Dass sie im kommenden Jahr wiederkommen soll, steht nach dieser eindringlichen, spannenden und lehrreichen Veranstaltung fest.

Wer mehr über das Thema Mobbing und Astrid Franks Arbeit wissen möchte: https://unsichtbare-wunden.de/