Am Welttag der Poesie gaben sich zwei Vertreter der dichtenden Zunft die Ehre und lieferten den Startschuss für die neue Veranstaltungsreihe unter dem Logo GLS Kultur: Der Lyriker Michael Domas und der Poetry Slamer Lukas Knoben gastierten in der Bibliothek der Gesamtschule Schlebusch und sorgten für nachdenkliche, lustige, spannende und poetische Momente unter den 50 Zuhörerinnen und Zuhörern.

Knoben, immerhin schon mit Erfahrung bei den deutschen Meisterschaften der Poetry Slamer, machte keinen Hehl aus seinen dichterischen Wurzeln, dem Hiphop. Seine Themen reichten von den Wurzeln seiner Schreibleidenschaft bis zur Verarbeitung persönlicher Nackenschläge. Besonders eindringlich und nachhaltig geriet sein „Scheidungskinder-Swag“, mit dem er die empfundene Hilflosigkeit, Wut und Trauer verarbeitete, als sich seine Eltern trennten. Er slamte über seine Reise nach Australien, forderte die anwesenden Schülerinnen und Schüler auf, sich zu engagieren und zu brennen, sorgte für Lacher bei augenzwinkernden Anekdoten über Erfahrungen beim Alkoholerwerb angesichts seines jugendlichen Aussehens und seiner Körpergröße und beeindruckte mit Textsicherheit, Sprachwitz und viel Gefühl für die Lebenswelt der jungen Zuhörerinnen und Zuhörer.

Michael Domas ließ es ruhiger angehen. Der Kölner Lyriker rezitierte nicht nur aus seinen eigenen Werken voller Esprit und Wortakrobatik, sondern hatte als Antwort auf die Themen von Knoben auch immer wieder einen echten Klassiker parat. Namen wie Goethe, von Eichendorfff oder Mascha Kelèko waren Vielen im Publikum natürlich ein Begriff, und ein leicht ungläubiges Raunen ging durch die Reihen, als Domas Robert Gernhardt zitierte: „Sonette find‘ ich sowas von beschissen“. Heimlich, ganz heimlich, dürfte er damit dem einen oder anderen Schüler aus der Seele gesprochen haben.

Dabei kam die Veranstaltung in der Bibliothek gut an: „Das hab ich mir ganz anders vorgestellt, viel trockener, nicht so witzig“, hieß es zum Beispiel. Lyrik kann Spaß machen – wenn man sie nicht nur immer interpretieren müsste! An diesem Abend war es jedenfalls erlaubt, sich den Gedichten einmal ganz unverkrampft zu nähern – ohne jede Metapher oder jeden Reim gleich auf die Goldwaage zu legen. So wie es eben sein sollte am Welttag der Poesie. Und alle waren sich einig: Es muss nicht bis zum nächsten Jahr dauern, um die Veranstaltung zu wiederholen.

 

Die kulturelle Reihe wird fortgesetzt: Am 9. April 2019, 19.30 Uhr, gastiert der Berliner Schauspieler Thorsten Kavur mit seiner Leseperformance „Moby Dick“ im Rahmen von „LEVliest“ auf der Bühne in der Bibliothek der Gesamtschule Schlebusch. Karten kosten € 5,-/ ermäßigt € 3,-.

Lukas Knoben (links) sorgte für Begeisterung mit seinem „Scheidungskinder-Swag“

 

Der eine rezitiert Goethe, der andere hört konzentriert zu:

Michael Domas (links) und Lukas Knoben auf der Bühne in der Bibliothek der Gesamtschule Schlebusch.